Wanderliteratur

Hier stellen wir in lockerer Folge Rezensionen für Wanderliteratur aus unserer Region und aus anderen Gegenden, als Sachbuch oder als Roman geschrieben. Die kurzen Beschreibungen und persönlichen wetungen sollen Anregungen zur Beschäftigung mit Wanderliteratur geben.

Die Rezensionen werden von Vereinsmitgliedern verfasst. Die Auswahl richtet sich vorwiegend nach den Vorlieben oder Lesegewohnheiten der Rezensentinnen und Rezensenten und ist daher stets subjektiv.

 


 

Rundwanderwege zur Archäologie in Ostwestfalen-Lippe

Wer nicht nur Freude am Wandern hat, sondern sich auch für Archäologie in der Region Ostwestfalen-Lippe interesseiert, wird mit diesem Büchlein viele interessante Entdeckungen machen können. Herausgegeben wurde der im Jahr 2022 erschienene Wanderführer von der Altertumskommission für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Er enthält 14 sorgfältig ausgearbeitete Rundwandertouren von 9 bis 22 km Länge. Die Autorin Ulrike Steinkrüger führt uns zu bekannten und verborgenen archäologischen Spuren in Ostwestfalen-Lippe - von der Wallburg Babilonie bei Lübbecke bis zur Burgruine auf dem Desenberg bei Warburg. Zu den Zielen der Wanderungen gehören u.a. ein steinzeitliches Großsteingrab, bronzezeitliche Grabhügel, eisenzeitliche Wallanlagen und mittelalterliche Burgruinen, aber auch frühneuzeitliche Bergbauspuren und ein alter frühmittelalterlicher Glasofen. Für Bielefelderinnen und Bielefelder ist eine 16 km lange Tour beschrieben, die an der Sparrenburg, der Hünenburg und der Klosterruine am Jostberg vorbeiführt.

Für jede Tour wird eine ausführliche textliche Wegbeschreibung gemacht. Daneben gibt es viele interessante Details zu den historisch bedeutsamen Punkten am Weg. Bei der Fülle an Informationen ließ es sich wahrscheinlich nicht vermeiden, dass ein vergleichsweise kleiner Schrifttyp gewählt wurde, der das Lesen für manche Leserinnen und Leser erschwert. Dafür hat das Buch ein kompaktes Format und passt in so gut wie jede Hosentasche. Ein guter Service ist auch der im Büchlein angegebene Link zu GPX-Tracks für die beschriebenen Touren.

Die Autorin scheint großen Wert darauf zu legen, dass die Startpunkte der Rundtouren gut mit dem ÖPNV erreichbar sind. Die meisten Wanderungen beginnen an Bahnhöfen, die anderen sind gut mit Bussen erreichbar. Dies hilft umweltbewussten Wanderführerinnen und Wanderführern bei der Planung ihrerTouren und ist bei diesem schönen Büchlein ein weiteres positives Merkmal..

Ardey-Verlag, ISBN 978-3870234706   

192 Seiten, 15 Karten

Preis 15 Euro

Rezension: Peter Rüther


 

Kleine Philosophie der Passionen - Wandern

„Franzosen gehen ins Museum, Holländer machen Camping, Italiener schreiten auf und ab und gestikulieren, Griechen bleiben zu Hause und sitzen auf Stühlen. Deutsche aber wandern. In Mittelgebirgen, in Hochgebirgen, in der Arktis, im Urwald. Und wenn es den Mond-Tourismus schon gäbe, würden sie mit ihren bunten Ruckksäcken durchs Mare Tranquillitatis stapfen.“ Mehr noch: Deutsche wandern sogar, wo es gar keine Gebirge gibt, im Emsland, zwischen Rheine und Marsberg, und nennen Hügelchen am Ende auch noch Bergketten.

Hinzuweisen ist auf ein schmales Büchlein (127 Seiten) und es ist erschienen in der dtv-Reihe „Passionen“ unter dem Titel „Wandern“. Verfasser ist Frank Gerbert, „der mit den Kopfhörern“, wie er im letzten Satz seines vergnüglichen Buches schreibt.

In zwanzig relativ kurzen Kapiteln versucht er stets vergnüglich, die Passion des Wanderns zu ergründen, wagt sich auf den DWT (Deutschen Wandertag, seinerzeit in Prüm in der Eifel), schaut dabei bei der Mitgliedervesammlung des DWV vorbei, schätzt das Alter der gut 200 Delegierten auf durchschnittlich 60 Jahre und hat knapp einen Auftritt eines gewissen Heino ausgehalten, fühlte sich danach fähig, dem Weltuntergang entgegen zu gehen.

„Meine Frau und ich haben viele Probleme..“ schreibt Frank Gerbert , „das Steilheitsproblem, das Vorausgehproblem, das Verpflegungsproblem, das Pausenproblem, das Himbeerproblem, das Insektenproblem - dazu später. Das größte Problem ist freilich, dass ich gern wandere, sie nicht.“ Am Ende nehmen beide eine Querung der Alpen in Angriff. Am Ende kamen wohl beide auch ans Ziel ... wenn sich auch nicht ganz erschließt, wo das gelegen haben könnte.

Man kann so oder so wandern. Und auch noch so, so oder so. Mindestens. Mit diesem Gedanken - auf Seite 38 zu finden - endet der empfehlende Hinweis auf dieses rundum vergnügliche Buch.

 

dtv, ISBN 978-3423344111

Nur noch antiquarisch erhältlich oder als E-Book

Rezension: Alexander Kickert


 

Weserbergland - Von Hann. Münden bis Porta Westfalica

Der Bergverlag Rother gibt nicht nur Wanderführer für die Alpen und andere Hochgebirge heraus, sondern seit vielen Jahren auch für viele weitere interessante Wanderregionen. Eine auch für Bielefelderinnen und Bielefelder durchaus lohnenswerte Wanderregion ist das Weserbergland. Es ist nicht allzu weit entfernt und bietet mit der Flusslandschaft der Weser ganz andere Landschaftseindrücke als die Umgebung von Bielefeld. Außerdem sind einige Startpunkte gut mit der Bahn erreichbar. Zur Wanderregion Weserbergland ist im Jahr 2021 die 6. Auflage des Wanderbuchs von Mark Zahel im Bergverlag Rother erschienen. Mark Zahel ist ein erfahrener und kundiger Wanderer, der schon viele Wanderbücher veröffentlicht hat.

Das Buch zum Weserbergland enthält nicht nur die 13 Etappen des Weserberglandweges von Hann. Münden bis Porta Westfalica (insgesamt 225 km), sondern auch 19 weitere Touren für das südliche Weserbergland zwischen Hann. Münden und Holzminden sowie 35 Touren für das nördliche Weserbergland zwischen Holzminden und Porta Westfalica. Die allermeisten Touren sind Rundwanderungen, was vor allem für Wandergruppen in organisatorischer Hinsicht eine Planungserleichterung ist. Bei den wenigen Streckenwanderungen mit unterschiedlichen Start- und Endpunkten sind diese mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Regel gut erreichbar.

Das Buch enthält schöne Touren für eindrucksvolle Naturbeobachtungen (z.B. durch die Rühler Schweiz zur Kirschblüte) und zu tollen Aussichtspunkten (z.B. zum Weser-Skywalk bei Bad Karlshafen, auf den Hohenstein nördlich von Hameln oder zum Jakobsberg bei Porta Westfalica). Auf Touren um die Sababurg oder bei Kloster Bursfelde bekommt man einen Eindruck von der interessanten Kulturgeschichte der Region. Und auch die Flusslandschaft der Weser und einiger Nebenflüsse wie Diemel und Nethe kann man auf den Touren erleben.

Insgesamt bringen die gut ausgesuchten Touren des Buches den Leserinnen und Lesern (aber vor allem natürlich denjenigen, die diese Touren auch wirklich wandern) eine schöne und interessante Region näher.

 

Bergverlag Rother, ISBN 978-3763345731

Rezension: Peter Rüther


 

Dagmar Macêdo - Komm lass uns wandern: Ostwestfalen-Lippe

Wer jetzt den Sommer oder die Ferienzeit zum Wandern in der Region nutzen möchte, der kann es mit dem Wanderführer von Dagmar Macêdo tun. In einem lockeren Unterhaltungston werden 25 Touren vorgestellt, die meisten zwischen 7-12 km, die längste Tour ist 27,8 km.

Was mir an diesem Wanderführer besonders gefällt, ist ,dass die Touren sehr abwechslungsreich sind und die ganzen Besonderheiten der Region abbilden. Schön ist auch, dass man selbst bei überregional bekannten Highlights, wie z.B. dem Hermannsdenkmal, auf kleine, einsame Wege geführt wird, wo man die Natur für sich hat.

Alle Wandertouren werden gut beschrieben und es gibt GPS-Tracks zum Herunterladen. Am Ende jeder Tour gibt es eine Zusammenfassung mit Infos zu Streckenlänge und -schwierigkeit, Erreichbarkeit mit Auto und ÖPNV, Markierungen, Kinderwagentauglichkeit und natürlich Einkehrmöglichkeiten.

Auch wenn man nicht direkt loswandert, ist dieser Wanderführer eine unterhaltsame Lektüre, da fast jede Tour eine Geschichte oder Sage aus der Region aufgreift, wie zum Beispiel die Geschichte vom Zwerg Anton oder der Vogeltaufe der lippischen Heiden.

 

Emons Verlag, ISBN 978-3740815646

Rezension: Karin Lerdo


 

Raynor Winn - Der Salzpfad

Raynor und Moth Winn haben bei einer Fehlinvestition ihr Vermögen verloren und müssen ihre Farm in Wales aufgeben.

Beide können sich nicht vorstellen, in eine ihnen zugewiesene Sozialwohnung zu ziehen und fassen in ihrer Verzweiflung einen Plan: sie wollen den South West Coast Path wandern, einen 1000 km langen Küstenweg, der längste Englands. 

Sie starten mit einem Budget von 50,00 € für jede Woche, einem Zelt, ihren Rucksäcken und Trockennahrung.

Auf ihrer Wanderung machen sie sehr unterschiedliche Erfahrungen. Sie erleben eine faszinierende wilde und ursprüngliche Landschaft, sowie Momente der absoluten Stille. Aber sie kämpfen auch immer wieder mit körperlicher Erschöpfung und Mutlosigkeit.

Sie, die aus der Not heraus wandern, treffen auf Backpacker und Wanderer mit Hightech-Ausrüstung, die beeindruckt sind von ihrem Vorhaben, den gesamten Küstenpfad zu wandern. Die Haltung ändert sich allerdings oft, wenn sie erfahren, dass Raynor und Moth mit dem Zelt unterwegs sind, weil sie ihr Zuhause verloren haben.

Was macht diesen Reisebericht so lesenswert?

Das Buch zeigt auf beeindruckende Weise, wie zwei Menschen in ihrer Verzweiflung auf etwas zurückgreifen, was in ihnen ist und ihnen immer etwas bedeutet hat: die Liebe zur Natur und zum Wandern. Daraus ziehen sie ihren Mut und ihre Kraft und erreichen am Ende ihr Ziel.

 

DUMONT Verlag, ISBN 978-3770166886

Rezension: Karin Lerdo