Die Stechpalme - Baum des Jahres 2021

In Norditalien heißt die Stechpalme "Lauro spinoso", was übersetzt soviel wie "Stacheliger Lorbeer" bedeutet. Und tatsächlich haben die Blätter - abgesehen von den Stacheln - etwas Ähnlichkeit mit denen des auch bei uns häufig verwendeten Gewürzbaums. Die Ähnlichkeit mit dem Lorbeerbaum erscheint noch größer, wenn man bemerkt, dass an großen, alten Stechpalmen nicht nur stachelige Blätter wachsen, sondern vor allem an den oberen Ästen häufig auch nicht bestachelte Blätter sitzen. Die Stacheln an den Blatträndern liegen meistens nicht in einer Ebene, sondern sind abwechselnd nach unten und oben gerichtet. Die Blätter bleiben etwa 3 Jahre am Baum. Sowohl sie als auch die roten Früchte sind leicht giftig, was allerdings Vögeln, die sie vor allem am Ende des Winters gerne fressen, nicht schadet.

In Norddeutschland wird die Stechpalme "Hülse" genannt, in England "holly". Der wissenschaftliche Name ist Ilex aquifolium. Ilex ist ein alter römischer Name für die Stein-Eiche (Quercus ilex), die ähnliche Blätter hat wie die Stechpalme. Das Beiwort aquifolium leitet sich her von lat. acer = scharf, spitz und folium = Blatt.

Unter unseren heimischen Bäumen fällt die Stechpalme in vielerlei Hinsicht auf. Sie ist der einzige immergrüne Laubbaum in unserer Flora (abgesehen von den Nadelbäumen haben wir ansonsten nur noch den Efeu als immergrünes Gehölz). Nicht nur die Blätter sind grün und können Photosynthese betreiben, sondern auch die Zweige, und selbst die Baumrinde bleibt lange grün. Die Blüten sind zweihäusig verteilt, d.h. es gibt Exemplare mit rein männlichen Blüten und Exemplare mit rein weiblichen Blüten. Dementsprechend tragen manche Exemplare die etwa erbsengroßen, glänzenden, roten Früchte, auf anderen Exemplaren sucht man sie vergeblich. Bei den Früchten handelt es sich aus botanischer Sicht um Steinfrüchte mit jeweils 4 Steinkernen, also ein Fruchttyp wie bei der Kirsche oder beim Pfirsich.

Die Stechpalme wächst in Europa und Nordwestafrika in Gebieten mit milden Wintern und nicht zu trockenen Sommern. In Mitteleuropa kommt sie vor allem im Flachland vor. In Deutschland ist sie besonders häufig im Tiefland von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Ostgrenze der Verbreitung verläuft mitten durch Deutschland; die Vorkommen in Bielefeld sind nicht sehr weit davon entfernt. Allgemein gilt die Stechpalme als Begleiterin der Rotbuche. Im Bielefelder Stadtgebiet gibt es auch tatsächlich zahlreiche Bestände in Buchenwäldern, aber auch in Parkanlagen wurde und wird sie häufig gepflanzt. Für Gärten gibt es zahlreiche Varietäten, Mutationen und Züchtungskreuzungen, z.B. mit weißgrünem oder goldgelbem Laub, mit gelben statt roten Früchten, mit glatten Blättern und verschiedenen Wuchsformen.

Die Stechpalme gehört zur Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). Weltweit gibt es rund 400 Ilex-Arten. In Brasilien und Paraguay ist Ilex paraguariensis zu Hause. Aus seinen und den Blättern anderer Ilex-Arten wird ein Pulver gewonnen für Mate-Tee, der im Vergleich zum echten Tee weniger Gerbsäure und weniger Koffein enthält. Unsere europäische Stechpalme wird vor allem in der Kranzbinderei verwendet (besonders Zweige mit roten Früchten), als frisches Grün an Weihnachten und in manchen Gegenden an Palmsonntag (daher stammt vermutlich der Name "Stechpalme").

Weitere Informationen enthält ein Pflanzenporträt des Bochumer Botanischen Vereins zur Stechpalme.

Weitere Informationen gibt es auch in einem Bauminfoblatt zur Stechpalme der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW).